Manfred Weis sucht in der Porträtfotografie die Authentizität des ganz persönlichen Augenblicks. In der Kunstfotografie sind es vor
allem einsame Landschaften jenseits von Klischees, deren Stimmung er eindrucksvoll abzulichten versteht.

Manfred Weis ist ein Meister der Portr tfotografie. Der heute50-Jährige hat sich schon seit seiner Kindheit für Fotografie interessiert. Der Werdegang führt klassisch über die erste Kamera, die er als Jugendlicher geschenkt bekommt. Von da an setzt er sich intensiv mit dem Medium Fotografie auseinander, anfangs in der analogen und später in der digitalen Welt.
Doch zuerst dockt der in Wien geborene Manfred Weis im Bereich der Medizintechnik- und Pharmaindustrie im Vertrieb an. Zunächst im Außendienst, bald in leitenden Positionen. „Die Fotografie hat mich aber nicht losgelassen und ich wollte es dann doch noch wissen, ob es funktioniert, die Leidenschaft zum Beruf zu machen“, sagt Manfred Weis, der über seine fotografische Arbeit eng mit dem Burgenland verbunden ist und heute im Bezirk Krems lebt. Er begann seine Fotografenkarriere als Pressefotograf, absolviert drei Jahre eine profunde Ausbildung in der Prager Fotoschule Österreich, die er 2012 abschließt. „Dort konnte ich neben dem bisherigen learning by doing dann in die Perfektion mit der Kamera und in der Bildkomposition eintauchen“, so Weis.

Möglichst Naturlicht

Es sind vor allem die Porträt- und die Kunstfotografie, die Manfred Weis interessieren. „Mir geht es in erster Linie um Authentizität und um Empathie. Da verstehe ich mich schon auch als Animator, um die persönliche und authentische Seite der Porträtierten zu finden, hervorzuholen. Die Technik spielt hier weniger eine Rolle. Ich verwende da möglichst Naturlicht oder nur so wenig Kunstlicht wie möglich“, erklärt Manfred Weis.
Man spürt diese Nähe und Vertrautheit in den Menschenporträts. Etwa bei den Fotos von August Schmölzer oder auch bei den Imagekampagnenfotos von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. „Den August Schmölzer hab ich gerne fotografiert. Der hat keine Scheu mit der Kamera. Das macht wohl die Qualität eines großen Schauspielers aus. Das Gleiche gilt für Christian Kolonovits. Ich bin ja nicht nur ein Fan von ihm und seiner Musik, sondern begeistert, wie professionell er in der Darstellung ist“, sagt Manfred Weis.
In seiner großartigen Porträtserie „67ff“ ging es Weis darum, bekannte Persönlichkeiten wie auch alltägliche Menschen möglichst ungeschminkt darzustellen und die Fein- und Eigenheiten der jeweiligen Persönlichkeit jenseits von typischen Klischees in der Porträtfotografie herauszuarbeiten. In der renommierten Galerie Ostlicht in Wien konnte man 2016 diese eindrucksvollen Porträts bewundern.

Meditative Seiten

Manfred Weis ist jedoch auch in der Kunstfotografie unterwegs – und das ist wörtlich zu nehmen. Hier sind es vor allem fein gezeichnete Landschaftsaufnahmen, die die flirrende, brütende Exotik einsamer Strände und Küstensituationen im Oman, an der Küste von Cap Verde in Afrika oder auch einen Ausblick vom Hotelfenster auf Bergen aan Zee (Niederlande) zeigen. „Ich lasse mich inspirieren,
finde mich oft als Impressionist wieder und will auch hier über den Tellerrand der typischen, klischeebehafteten Art der Landschaftsfotografie schauen. Jenseits von sch nem Wetter und Urlaubskitsch geht es mir um die stille und meditative Seite dieser Weltgegenden. Vor allem Afrika hat es mir angetan“, gesteht Manfred Weis.
Sollte sich die angespannte Situation durch Corona in nächster Zeit wieder entschärfen, wären für ihn weitere Reisen nach Afrika und Südamerika auf der Wunschliste.
Und eine Person, die Manfred Weis in seinem Leben sehr gerne noch vor seine Linse bekommen möchte, gibt es ebenfalls: Schauspieler
Christoph Waltz. „Er interessiert mich schon lange, sein Ausdruck ist so stark. Vielleicht kreuzen sich unsere Wege ja
irgendwann und ich darf ihn ablichten.“
Bis dahin wendet sich Manfred Weis auch der nahen Umgebung zu, denn auch der Alltag ist reich an Motiven.

Text: Helmut Bast